Iserlohn. In der Kirche der Gemeinde Iserlohn an der Brüderstraße versammelten sich am Sonntag, 31. Januar 2021 letztmalig Gemeindemitglieder, denen diese Versammlungsstätte über viele Jahre als Gotteshaus gedient hat. In diesem Gottesdienst führte Bischof Karl-Erich Makulla die Profanierung des Gebäudes durch.
Bereits im November 2020 hat Apostel Wolfgang Schug die bis dahin bestehenden Gemeinden Iserlohn-Brüderstraße und Iserlohn-Nußberg zur neuen Gemeinde Iserlohn zusammengeführt. Die Kirche an der Nußbergstraße war zu diesem Zweck erweitert und umfassend renoviert worden. Nun stand noch die Entwidmung des nicht mehr genutzten Gotteshauses an der Brüderstraße an.
Gottesdienste mit Profanierungen seien immer ganz besondere Gottesdienste. Viele Erinnerungen an zurückliegende Begegnungen würden wieder lebendig und machten den Abschied nicht einfach, räumte Bischof Makulla ein. Doch solle der Gottesdienst kein Trauergottesdienst werden, vielmehr solle Dankbarkeit für eine gesegnete Vergangenheit überwiegen.
123 Jahre Gottesdienste in der Brüderstraße
„Neuapostolische Gottesdienste in der Brüderstraße gibt es genauso lange, wie diese Straße ihren Namen trägt“, lenkte Bischof Makulla zunächst den Blick auf die Gründerzeiten der neuapostolischen Gemeinde in Iserlohn.
Heinrich Bornemann, der seinerzeit aus Bielefeld entsandte Evangelist, der später als Bischof und Apostel in Westfalen wirkte, gilt als Gründervater der Gemeinde, von der aus sich durch seinen unbändigen Missionseifer die Neuapostolische Kirche in viele umliegende Städte ausweite. Iserlohn selbst feierte bereits 2011 das 125-jährige Gemeindejubiläum.
Nach bescheidenen Anfängen und dem Wechsel mehrerer Versammlungsorte konnte Bornemann im Jahr 1898 ein Grundstück an einer noch unbebauten und unbenannten Straße erwerben. Den Namen „Brüderstraße“ erhielt sie auf ausdrücklichen Wunsch von Heinrich Bornemann, wie die Chronisten berichten.
Ich will Frieden geben an diesem Ort
65 Jahre später fand die feierliche Einweihung des Gebäudes statt, in dem sich die seinerzeit stark angewachsene Gemeinde Iserlohn seitdem versammelt. Stammapostel Walter Schmidt widmete der Gemeinde zur Kirchweihe das Wort aus dem Propheten Haggai: „… und ich will Frieden geben an diesem Ort, spricht der Herr Zebaoth.“ (Haggai 2,9, Lutherübersetzung 1912)
Zwei Stunden und zehn Minuten habe der Gottesdienst gedauert, mit 978 Teilnehmern sei das Gotteshaus bis auf den letzten Platz besetzt gewesen, nannte Bischof Makulla zwei markante Daten.
Er endete den kurzen Rückblick mit einem würdevollen Gedenken an die Pioniere der Gründerzeit und an alle die, die dafür gesorgt haben, dass das prophetische Wort des Haggai Erfüllung finden konnte: „In der Tat, hier war immer und ist bis heute eine Friedensstätte.“
Abschied vom Gebäude
Nun gelte es heute, Abschied von diesem Gebäude zu nehmen, der Frieden solle aber mitfolgen. Auch wünschte der Bischof der versammelten Gemeinde, das Feuer und den Eifer des Apostels Bornemann mitzunehmen in die Zukunft der Gemeinde Iserlohn und am neuen Standort weiterlodern zu lassen.
Mit einem Hinweis auf eine im Alten Testament bei Esra überlieferte Situation griff Bischof Makulla noch einmal die unterschiedlichen Empfindungen auf, die mit der Profanierung eines doch liebgewordenen Gotteshauses verbunden seien.
Esra beschreibt in seinem Text die Stimmung im Volk beim Aufbau des neuen Tempels noch in Erinnerung an den alten Tempel: „Und viele von den betagten Priestern, Leviten und Sippenhäuptern, die das frühere Haus auf seinem Grund noch gesehen hatten – dies war der Tempel in ihren Augen –, weinten laut. Viele aber jauchzten mit Freuden, sodass das Geschrei laut erscholl. Und man konnte das Jauchzen mit Freuden und das laute Weinen im Volk nicht unterscheiden; denn das Volk jauchzte laut, sodass man den Schall weithin hörte.“ (Esra 3,12.13)
Nicht der Ort, sondern das Wort
Bezirksältester Thomas Fröhlich, der Iserlohner Bezirksvorsteher, legte in seinem Predigtbeitrag den Fokus auf das Wort: Nicht der Ort, die Form, das Äußerliche mache die Gemeinschaft aus. Es gehe doch vielmehr um den Inhalt, des Wesentliche. „Wort statt Ort“, so lautete seine Botschaft.
In seinem zum Ende des Gottesdienstes vorgetragenen Chronikauszug der Gemeinde Iserlohn sprach er noch von etwa 12.000 Gottesdiensten in der Brüderstraße. Geschätzte 2,5 Millionen Male sei der Schlusssegen mit dem kräftigen Amen der Gottesdienstteilnehmer beantwortet worden.
Dass ich bleiben möge im Hause des Herrn
Nach dem Schlussgebet nahm dann Bischof Makulla die Entwidmung des Kirchengebäudes im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes vor. Darin brachte er zum Ausdruck, dass das Gebäude fortan keine Offenbarungsstätte des Heiligen Geistes mehr sei und dass der Friede Gottes die Gemeinde künftig begleiten möge.
Der Gottesdienst endete nach dem Schlusssegen mit dem kräftigen Orgelvortrag das traditionellen „Der Herr ist mein Licht, ist mein Licht und ist mein Heil“. Die Schlussbitte in diesem Liedtext lautet: Eins nur, ach eines bitt ich vom Herrn, eines hätte ich gern: dass ich mög bleiben im Hause des Herrn allezeit. Amen.“
© Bezirk Iserlohn
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