"Kennenlernen, Zusammenhalt schaffen, Vorbereiten" - drei Ziele, die sich die Organisatoren der diesjährigen Konfirmandenfreizeit gesetzt hatten. Doch was sie bei den 37 jungen Christen aus den Bezirken Iserlohn und Hagen erreichten, ging weit darüber hinaus.
Freitag, 24. April 2012. Gegen 17 Uhr ist die kleine enge Straße, die zur Jugendherberge "Auf dem Ahorn" führt noch leer. Lediglich ein paar Spaziergänger streifen durch das bewaldete Gebiet, dick angezogen und in Regenmäntel gehüllt, denn der Nachmittag ist alles andere als einladend. Kurz vor dem Ziel wird die Straße beängstigend schmal: Den Abhang zur linken und den dichten Wald zur rechten trennen lediglich ein, vielleicht zwei Meter. Ein Jugendlicher meint später: "Wer das hier nicht kennt, verirrt sich ganz bestimmt nicht hierher." Doch Matthias und Barbara Richter ist das Terrain längst nicht mehr unbekannt: Seit 2004 hat sich für die beiden Organisatoren der Konfirmandenfreizeit die Jugendherberge "Auf dem Ahorn" mehr als bewährt.
Einige Minuten später wird die Stille im Waldgebiet jäh durch Motorengeräusche unterbrochen. Langsam aber sicher klart es auf, die Sonne kommt heraus - und das ist nur so gut. Aus den Autos steigen neben den Organisatoren und Betreuern auch die ersten Konfirmanden und Jugendliche, die ihre Konfirmation bereits im letzten Jahr gefeiert haben. Die konstatieren schnell: "Letztes Jahr war das Wetter deutlich besser." Trotzdem wird die Zeit nach dem Einchecken und Auspacken für eine Erkundung des Geländes oder eine erste Runde Fußball genutzt.
Im Atrium und auf den Fluren herrscht reges Treiben. Einer sucht sein Zimmer, ein Anderer beginnt bereits die ersten Gespräche und ist auf der Suche nach neuen Bekanntschaften. Konventionelle Gesprächseröffnungen wie "Wo kommst du denn her?" wechseln mit kreativeren Ansprechmethoden, etwa "Wer bezieht mir mein Bett?". Ein Stockwerk tiefer bereiten die Betreuer etwas vor, dass noch weitere Aspekte des Kennenlernens beleuchten soll: Die "Eisbrecherspiele" - Minispiele, bei denen es darum geht, auf kreative und humorvolle Weise miteinander bekannt zu machen.
Altbekannt, soll die Tradition der Minispiele nicht mit Stagnation, "also mit Langeweile" einhergehen, betont Roland Pohlmann ausdrücklich. Er hat die Spiele in den letzten Jahren verfolgt, mitgestaltet und dieses Jahr, so seine Ankündigung, "um neue, spannendere und bewährte ergänzt". Die Jugendlichen sind leicht angespannt, reden durcheinander - denn ihnen wurden die Spiele vielfach als "langweilig" und "monoton" beschrieben - doch davon in diesem Jahr keine Spur. Zuerst müssen sie etwas über sich preisgeben, doch dann sind bei Spielen wie dem "Softball-Blitz" oder "Zip!Zap!Zup!" Reaktionsvermögen und Schnelligkeit gefragt. Der Wettkampfteil mit Schätz - und Merkaufgaben schweißt die Teilnehmer das erste Mal als eine echte Einheit zusammen.
Der Samstagmorgen beginnt verschlafen - aber keineswegs unkreativ. In der letzten Konfirmandenstunde geht es darum, eine Geschichte weiterzuschreiben, eine Geschichte über einen Schatz in einem Acker. Von einigen als Deutschübung empfunden, stellen die Konfirmanden, aber auch die teilnehmenden Jugendlichen schnell fest, dass mehr in der Geschichte liegt. "Der Verkauf des Ackers steht im übertragenen Sinn für den Verkauf unserer Gotteskindschaft", meint ein Konfirmand. Schnell mehren sich die Wortmeldungen, die Teilnehmer trauen sich mehr. Gemeinsame Quintessenz: Das Konfirmationsgelübde ist auch ein Schatz, ein Versprechen, das nicht verkauft oder gebrochen werden sollte.
Die laute Musik, die von den Zimmern aus die Flure und das Atrium erfüllt hat verstummt gegen Mittag weitestgehend. Die einzigen Geräusche machen die Konfirmandinnen, die im Atrium den Blumenschmuck für den Gottesdienst vorbereiten, sowie das Klavier im Speisesaal, an dem ein Konfirmand einen Musikbeitrag für den Sonntag vorbereitet, Mozarts Klaviersonate in C-Dur. Noch wollen die schnellen Notenläufe nicht recht gelingen, einige begeisterte Zuhörer hat er trotzdem. Die Treppen zu den Gemeinschaftsräumen heruntersteigend ändert sich die Musikrichtung schlagartig. Hier probt Günter Struck unter Begleitung von Carmen Richter an der Gitarre mit einem kleinen Chor Musikstücke für den Gottesdienst, etwa "Lobe den Herrn meine Seele". Dass es draußen in Strömen regnet, bekommen die Teilnehmer erst später mit - bei einem Fußballspiel, das mehr und mehr zu einer Schlammschlacht wird, jedem Einzelnen alles abverlangt, aber die langersehnte sportliche Abwechslung bietet. "Musste ja mal irgendwann sein, ohne Fußball kann so eine Konfifahrt nicht vorübergehen", meint ein Jugendlicher.
Zum Gottesdienst sind alle pünktlich, trotz eines Films am Vorabend und langen Gesprächen. Nachwirkungen vom Fußball sind keine zu sehen, müde und fertig sieht der ein oder andere trotzdem aus. Doch nach einem ausgiebigen Frühstück sind alle aufnahmefähig. Bezirksälteste Thomas Fröhlich aus dem Bezirk Iserlohn erkennt die allgemeine Müdigkeit und spricht gleich ein Thema an, das alle völlig wach werden lässt. Er sensibilisiert für die Konfirmation, macht ihre Bedeutung klar: "Das ist keine Erlösung, sondern eine Bekräftigung und eine Neuanfang." Ein Neuanfang der mit Eigenverantwortung verbunden ist. "Nehmt dazu das Rüstzeug, das euch eure Eltern, eure Lehrer und Gott selbst gegeben haben und euch kann nichts geschehen", rät er. Und das könnten auch Dinge sein, "von denen wir nie dachten, das wir sie brauchen", fährt er fort.
Vertrauen ist auch Thema der anschließenden Jugendstunde. Roland Pohlmann, Jugendbeauftragter des Bezirkes Iserlohn, stellt die zentralen Fragen "Wem sollte ich weshalb vertrauen?" und "Bin ich selbst vertrauenswürdig?" und macht dabei den Unterschied klar zwischen echtem und unechtem Vertrauen und wie sich so etwas entwickeln kann. "Habt Vertrauen, Liebe und Wahrheit im Herzen", ist seine eindringliche Botschaft.
Das Resumée von Matthias Richter ist eindeutig: "Das war wieder einmal eine grandiose Fahrt", sagt er. Die Gesichter der Jugendlichen sind immer noch von Müdigkeit gezeichnet, doch ein Lächeln kann keiner verbergen. Mit lautem Applaus bekräftigen sie, dass es auch ihnen gefallen hat.
© Bezirk Iserlohn
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